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Bausachverständige

Das Bausachverständigenwesen ist rechtlich stark reguliert, um die Qualität und Verlässlichkeit von Gutachten zu gewährleisten. Sachverständige haben weitreichende Rechte, sind jedoch auch an strenge Pflichten gebunden, insbesondere hinsichtlich Sorgfalt und Unparteilichkeit (bei gerichtlicher Bestellung). Verträge mit Sachverständigen sollten klar geregelt sein, um Haftungsrisiken zu minimieren. Streitigkeiten können außergerichtlich durch Mediation oder Schiedsgutachten sowie gerichtlich geklärt werden. Die Rolle des Sachverständigen ist essenziell, um technische Streitfragen objektiv zu beurteilen.

Rechtliche Fragen zum Bausachverständigenwesen

Das Bausachverständigenwesen umfasst alle rechtlichen und praktischen Aspekte der Tätigkeit von Sachverständigen im Bauwesen. Bausachverständige spielen eine zentrale Rolle in Bauprojekten, indem sie Bauqualität überprüfen, Schäden bewerten und Gutachten für Gerichte oder private Auftraggeber erstellen.


1. Rechtsgrundlagen für Bausachverständige

a) Allgemeine Rechtsgrundlagen

  1. Bürgerliches Gesetzbuch (BGB):
    • Bausachverständige arbeiten häufig auf Grundlage eines Dienst- oder Werkvertrags (§§ 611–650 BGB).
  2. Gesetz über die öffentliche Bestellung und Vereidigung von Sachverständigen (SVO):
    • Gilt für öffentlich bestellte und vereidigte Sachverständige.
  3. Zivilprozessordnung (ZPO):
    • Regelungen zu gerichtlich bestellten Sachverständigen (§§ 402–414 ZPO).

b) Berufsrecht

  • Öffentliche Bestellung und Vereidigung durch die Industrie- und Handelskammern (IHK) oder Handwerkskammern:
    • Sachverständige müssen besondere Fachkenntnisse und Unabhängigkeit nachweisen.

c) Normen und technische Regelwerke

  • Bausachverständige müssen geltende Normen (z. B. DIN-Normen, Eurocodes) und gesetzliche Vorschriften (z. B. BauGB, LBO) beachten.


2. Rechte und Pflichten von Bausachverständigen

a) Rechte

  1. Vergütung:
    • Anspruch auf Vergütung für erbrachte Leistungen (z. B. Erstellung eines Gutachtens).
  2. Unabhängigkeit:
    • Sachverständige dürfen frei und objektiv ihre fachliche Meinung äußern.
  3. Einsichtnahme:
    • Recht auf Einsicht in Bauunterlagen und auf Zugang zur Baustelle.

b) Pflichten

  1. Objektivität und Unparteilichkeit:
    • Sachverständige müssen unabhängig arbeiten, insbesondere bei Gerichtsgutachten.
      Beispiel: Ein Sachverständiger darf nicht zugunsten eines Auftraggebers parteiisch sein.
  2. Fachliche Sorgfalt:
    • Verpflichtung, das Gutachten mit größtmöglicher Genauigkeit und nach anerkannten Regeln der Technik zu erstellen.
  3. Dokumentation:
    • Alle relevanten Fakten müssen sorgfältig dokumentiert und nachvollziehbar dargestellt werden.
  4. Verschwiegenheit:
    • Geheimhaltungspflichten gegenüber Dritten, insbesondere bei privaten Gutachten.


3. Aufgaben von Bausachverständigen

  1. Gutachtenerstellung:
    • Bewertung von Baumängeln, Bauschäden oder Bauqualität.
      Beispiel: Ein Gutachter wird beauftragt, die Ursachen für Risse in einer Wand zu ermitteln.
  2. Beweissicherung:
    • Dokumentation von Bauzuständen, z. B. vor Beginn von Bauarbeiten oder nach einem Schadensfall.
  3. Beratung:
    • Unterstützung von Bauherren oder Auftraggebern bei technischen Fragen.
      Beispiel: Beratung zu Baumaterialien oder Bauweisen.
  4. Gerichtsgutachten:
    • Erstellung von Gutachten für Gerichtsverfahren.
      Beispiel: Ein Gericht bestellt einen Sachverständigen, um festzustellen, ob Baumängel vorliegen.
  5. Schiedsgutachten:
    • Erstellung von Gutachten zur außergerichtlichen Streitbeilegung.


4. Verträge mit Bausachverständigen

a) Vertragstypen

  1. Dienstvertrag (§ 611 BGB):
    • Der Sachverständige schuldet eine Tätigkeit (z. B. Beratung).
      Beispiel: Ein Sachverständiger wird für laufende Baustellenkontrollen engagiert.
  2. Werkvertrag (§ 631 BGB):
    • Der Sachverständige schuldet ein konkretes Ergebnis, z. B. ein Gutachten.
      Beispiel: Erstellung eines Gutachtens zu Baumängeln.

b) Vertragsinhalte

  • Beschreibung der Leistung (z. B. Gutachten, Beratung).
  • Vergütung (z. B. Pauschalpreis oder Stundenhonorar).
  • Fristen (z. B. Abgabetermin für das Gutachten).
  • Haftungsbegrenzung (soweit rechtlich zulässig).


5. Haftung von Bausachverständigen

a) Haftungsgrundlagen

  1. Vertragliche Haftung (§§ 280 ff. BGB):
    • Haftung bei schuldhafter Verletzung von Vertragspflichten.
      Beispiel: Ein Gutachten enthält Fehler, die zu finanziellen Schäden beim Auftraggeber führen.
  2. Deliktische Haftung (§ 823 BGB):
    • Haftung für Schäden, die außerhalb eines Vertrags entstehen.
      Beispiel: Ein Sachverständiger beschädigt während einer Begehung eine Wand.
  3. Haftung bei Gerichtsgutachten:
    • Sachverständige haften nur bei grober Fahrlässigkeit oder Vorsatz.

b) Haftungsbegrenzung

  • Haftungsbegrenzung kann im Vertrag vereinbart werden, muss jedoch angemessen sein und darf nicht wesentliche Pflichten betreffen.

c) Typische Haftungsfälle

  1. Fehlerhafte Gutachten:
    • Ein Sachverständiger bewertet Baumängel falsch, wodurch der Bauherr falsche Entscheidungen trifft.
  2. Verzögerungen:
    • Der Sachverständige liefert ein Gutachten verspätet, was zu finanziellen Schäden führt.


6. Außergerichtliche und gerichtliche Streitbeilegung

a) Außergerichtliche Verfahren

  1. Schlichtung:
    • Schlichtungsstellen der Architekten- oder Ingenieurkammern vermitteln bei Konflikten.
  2. Mediation:
    • Vermittlung durch einen neutralen Mediator.
  3. Schiedsgutachten:
    • Bindende Gutachten zur Klärung technischer Streitfragen.

b) Gerichtliche Verfahren

  1. Gerichtsgutachten:
    • Sachverständige werden vom Gericht bestellt (§ 404 ZPO).
  2. Klage auf Schadensersatz:
    • Bei fehlerhafter Gutachtenerstellung kann der Auftraggeber Schadensersatz fordern.
  3. Beweisverfahren:
    • Sachverständige dokumentieren Tatsachen im Rahmen eines gerichtlichen Beweisverfahrens (§ 485 ZPO).


7. Beispiele aus der Praxis

  1. Gutachten zu Baumängeln:
    • Ein Bausachverständiger stellt fest, dass eine fehlerhafte Abdichtung die Ursache für Feuchtigkeitsschäden ist.
  2. Schiedsgutachten:
    • Zwei Parteien streiten über die Qualität eines Neubaus. Ein Sachverständiger erstellt ein Schiedsgutachten, das verbindlich anerkannt wird.
  3. Haftungsfall:
    • Ein fehlerhaftes Gutachten führt dazu, dass der Bauherr erhebliche Mehrkosten trägt. Der Sachverständige wird auf Schadensersatz verklagt.

 

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